Wildesel, den Brüdern zum Trotz

Hagar ist eine aegyptische Sklavin, die in der Bibel vorkommt. Sie lebte ums Jahr 2000 v.Chr. im Gebiet des heutigen Israels. Als sie vom eigenen Chef schwanger wurde gabs Knatsch mit dessen Ehefrau und sie flüchtete in die Wüste. Dort begegnete ihr ein Engel Gottes und hatte eine überraschende Nachricht für sie parat: Gott hat mit dem Baby in ihrem Bauch einen Plan! Und was für einen Plan, hier der Wortlaut: Er wird ein wilder Mensch sein; seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn, und er wird wohnen all seinen Brüdern zum Trotz.(1. Mose 16.12)

Was hier von Martin Luther mit „wilder Mensch“ übersetzt ist, heisst im Hebräischen noch deutlicher „Wildesel“. Man könnte also den Plan Gottes mit diesem Kind auch so formulieren: Er soll ein Wildesel sein, seinen Brüdern zum Trotz! – Ob das ein guter Plan ist?

Wer würde so etwas als Erziehungsziel seiner Kinder ins Auge fassen? Wildesel, den Lehrern zum Trotz! Wollen wir nicht lieber anständige, fleissige und angepasste Kinder?

Ich glaube, dass Gott mit jedem Kind einen ganz besonderen Plan hat. Jedes Kind ist von Gott als Original geschaffen hat und er will, dass sie sich einzigartig entfalten. Darum ist für Eltern wichtig: Erwarten, dass Gott mehr in unsere Kinder hineingelegt hat, als wir uns vorstellen können. Dass in jedem uns anvertrauten Geschöpf eine Berufung schlummert, die grösser, kräftiger –  ja, vielleicht auch wilder ist – als diejenige der Eltern und Grosseltern.

Das ist eine starke Aufgabe für Eltern: Kindern den Weg freimachen, dass sie Gottes Absichten mit ihrem Leben erkennen – auch wenn das heisst, eine Horde Wildesel auszuhalten.

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