Vermisst

Dinge gehen verloren. Schlimm, wenn es ein Wohnungsschlüssel ist. Noch schlimmer, wenn es das Haustier ist. Stell dir deine Katze vor. Wenn du keine hast, dann denke an Tinka.

In einem Artikel der Bietigheimerzeitung las ich Tinkas Not:

Seit vier Wochen fehlt jede Spur von Tinka. „Ich vermisse sie sehr“, sagt ihr „Frauchen“ Suzana D. „Wenn ich wenigstens wüsste, dass sie in gute Hände gekommen ist.“ Um ihren Hals trägt die Katze ein Band mit einer Kapsel, in der Suzana D. ihre Telefonnummer auf einen Zettel notiert hat: (0 176) 222 70 xxx. „Ich bin für jeden Hinweis dankbar.“

Die Geschichte gewinnt an Dramatik, wenn du dir die im Artikel beschriebene „Katzenfängerbande“ bildlich vorstellst:

Nicht nur Tinka ist verschwunden, es geht das Gerücht, dass im Raum Bietigheim-Bissingen professionelle Katzenfänger speziell grau melierten Tieren mit weißem Latz auflauerten. Nach einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart versucht die Polizei das Verschwinden der vermissten Vierbeiner aufzuklären.

Könntest du noch ruhig schlafen, wenn du eine grau melierte Katze mit weissem Latz wärst?

Verlorengehen ist nicht lustig, weder als Katze noch als Mensch. Und doch geschieht es – täglich in den bunt erleuchteten Einkaufszentren unserer modernen Welt:

Der Tim hat sein Mami verloren!

Ich schiebe meinen Einkaufswagen durch die übervollen Gestelle eines Supermarktes. Plötzlich tönt eine Stimme durch die Lautsprecher: „Tim vermisst sein Mami. Er ist etwa vier Jahre alt, hat blonde Haare und trägt ein rotes T-Shirt. Er kann beim Kundendienst abgeholt werden.“

Tims Gefühlslage kann ich mir sehr gut vorstellen. Vermisst sein ist nicht lustig!

Komplizierter wird es, wenn ich an die Mutter denke. Ich sehe drei Varianten:

A: Die Mutter ist total verschwitzt von der Suche nach ihrem Tim. Sie hat sein Verschwinden sofort bemerkt, liess ihren Einkaufswagen stehen, irrte verzweifelt durch den ganzen Supermarkt und rief: „Tim, oh mein Tim! Wo bist du?“

B: Die Mutter erhebt erstaunt ihren Kopf vom Wühltisch mit den Aktionsangeboten und denkt: „Hoppla, jetzt weiss ich wieder, was ich vergessen habe….“

C: Die Mutter sitzt im Café und plaudert gemütlich mit einer Freundin. Sie denkt: „Yes! Ich bin frei! Jetzt sollen die vom Kundendienst mal schauen, wie sie Tim unterhalten.“

Welche Mutter wünschst du dir?

Was für eine Mutter ist Gott?

Wenn ich an Gott denke, fühle ich mich manchmal wie Tim beim Kundendienst. Verloren, vermisst und schlecht betreut. Wer will denn schon mit den föhnfrisierten Damen vom Kundendienst spielen, wenn da draussen die echte Mami ist?

Auf die Frage, wo Gott denn gerade ist, sehe ich wie bei Tims Mutter drei Möglichkeiten:

A: Er ist auf der Suche! Er setzt alles daran, um mich wieder zu finden!

B: Er hat mich vergessen und wenn ihn jemand auf mich anspricht, würde er sagen: „Kann mich gar nicht erinnern, dass ich den mal geschaffen habe.“

C: Er ist froh, dass er sich nicht um mich kümmern muss. Es gibt schliesslich spannenderes, womit sich ein Herrscher des Universums beschäftigen kann.

Was für einen Gott wünschst du dir?

Gott ist auf der Suche!

Wenn Jesus von Gott spricht, erzählt er oft Geschichten. Eine handelt von einem Hirten, der 100 Schafe hatte. Als er eines davon nicht findet, lässt er alles stehen und liegen und sucht so lange, bis er es gefunden hat. Dann trägt er es glücklich auf seinen Schultern nach Hause und feiert ein Fest mit Freunden und Nachbarn. (Lukasevangelium 15)
Der Hirte ist Gott. Die Schafe sind Menschen wie Tim: Verloren, vermisst und schlecht betreut.

Schon der Prophet Hesekiel schreibt im 5. Jahrhundert vor Christus in einer prophetischen Vision:
Denn so spricht Gott der Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Hesekiel 34.11+12:

One Reply to “Vermisst”

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