Für mich klingt Extrem, was Jakobus in seinem Brief, den wir heute noch in der Bibel lesen können, geschrieben hat: „Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstösst, hat gegen alle verstossen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden.“ (Jakobusbrief 2.10)
Ist das wirklich so? Auch wenn ich einen kleinen Fehltritt mache – eine Notlüge, oder eine Unehrlichkeit – ist das für Gott genau gleich schlimm, wie wenn ich ein Räuber und ein Mörder wäre?
Jakobus hat den Satz aufgeschrieben, weil er uns lehren wollte, was Barmherzigkeit heisst. Er wollte verhindern, dass wir stolz werden und verächtlich auf andere Menschen schauen, die noch mehr Fehler haben als wir. Darum sagt er, dass auch Menschen, die sich wenig zu schulden kommen lassen, genau gleich das Erbarmen von Gott nötig haben.
In Portland, einer Stadt in den USA, ist im Juni 2011 etwas passiert, das ein Beispiel für diesen Zusammenhang ist. Ein alkoholisierter 21-jähriger pinkelte in ein Trinkwasserreservoir. Dabei wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt. Daraufhin liess David Shaff, der Verantwortliche beim Wasseramt in Portland, das ganze Reservoir leeren. 30 Millionen Liter Trinkwasser wurden wegen diesen wenigen Dezilitern Urin abgelassen. Das bisschen Pipi hätte niemandem geschadet. Aber ehrlich, wen hätte es nicht auch angeekelt von diesem Wasser trinken zu müssen. Es ist egal, wieviel Urin im Wasser ist, es reicht wenn das Wasser nicht mehr sauber ist.
Genauso ist es mit unserer Schuld vor Gott. Auch wenn es in meinem Leben vielleicht nur wenig davon gibt: Ich habe trotzdem das Erbarmen und die Vergebung von Jesus nötig – genau gleich wie alle anderen.
Gute Gedanken, die du da beschreibst. Gefällt mir gut! ;)