Frau als Apostel in Römer 16.7: Neue Erkenntnisse

Römer 16.7 P 46Steht in Römer 16.7 der Name einer Frau oder eines Mannes?

Diese Frage ist spannender, als sie auf den ersten Blick erscheint. Denn im gleichen Vers sagt der Text, dass diese Person zu den Aposteln gezählt wurde. Eine Frau als Apostel, diese Vorstellung war über lange Zeit in der Kirchengeschichte undenkbar. Darum steht an dieser Stelle in unseren Bibeln in vielen Fällen der männliche Name Junias. Dass manche alten Handschriften hier einen abweichenden Text haben und entweder die feminine Form „Junia“ oder sogar der weiblichen Namen „Julia“ steht, ist an sich nichts Neues. Die drei Namen unterscheiden sich im griechischen Schriftbild minimal. Weil Abschreibefehler auch zum Prozess der Überlieferung der biblischen Schriften gehören, ist das auch nichts Aussergewöhnliches.

Ein neues Licht auf diese Frage werfen die aktuellen Forschungs-Ergebnisse des Instituts für neutestamentliche Textforschung in Münster. Sie arbeiten an einem Projekt, das es bisher in diesem Rahmen noch nicht gab: Die Rekonstruktion des biblischen Originaltexts mit Einbezug aller bekannten Handschriften. Allein auf Griechisch sind das über 5000 Stück, dazu kommt eine Vielzahl in anderen Sprachen.

Holger Strutwolf, Leiter des Instituts, sagt zu Römer 16.7: „An dieser Textstelle haben wir Julia, eine weibliche Form.“ Den Ausschlag für diese Erkenntnis hat offenbar der Papyrus P 46 gegeben, eine Handschrift die ums Jahr 200 n. Chr. geschrieben wurde (siehe Bild). Dabei zählt nicht nur, dass P 46 der älteste erhaltene Fetzen Papyrus mit Römer 16.7 ist, das wusste man schon seit 1930. Ebenso wichtig ist eben nun die neue Gesamtschau mit allen anderen Handschriften zu dieser Stelle. Und natürlich die jahrelange Erfahrung des Teams in Münster mit biblischen Texten.

Was lange diskutiert wurde ist nun offenbar eindeutig entschieden. In der ersten Gemeinde gab’s unter den Aposteln mindestens eine Frau: Julia.

Videobeitrag mit Zitat von Holger Strutwolf bei 3.40

Mehr zu diesem Thema gibt’s live am Sonntag, 15. März um 9.30h im Gottesdienst der EFG Bern.

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Bild: Image digitally reproduced with the permission of the Papyrology Collection, Graduate Library, University of Michigan, P.Mich.inv. 6238; Recto

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