Am 9. Oktober 2010 besucht eine Familie den Zoo von Honolulu. Mutter hält die Szenen mit der Videokamera fest. Es entstehen verwackelte Bilder mit dem zweijährigen Blondschopf im Vordergrund und einem sitzenden Löwen weit hinten im Gehege. Auf Band ist die Stimme der Mutter zu hören, wie sie ihr Kind dazu animiert, ein Lied für den Löwen zu singen. Da steht der mächtige Löwe auf, nähert sich den Zuschauern und springt mit einem Gewaltssatz direkt auf das singende Kind zu. Er knallt in die Glasscheibe, die die Familie vom Gehege trennt. Das Kind schreit vor Schreck und die Mutter versucht zu beschwichtigen: „Der Löwe wollte dir nur ein Küsschen geben, er mag dich!“
Die kurze Videosequenz lehrt zwei Dinge. Erstens sind Löwen nicht harmlos. Sie wollen keine Küsschen verteilen. In ihren Augen sind wir Beute. Und zweitens sollte man dem Löwen nur dann ein Lied singen, wenn man hinter einer sicheren Glasscheibe sitzt.
Petrus beschreibt in der Bibel den Teufel als brüllenden Löwen, der auf der Suche nach Beute ist (1. Petrus 5.8). Wer heute an einen personenhaften Widersacher Gottes glaubt, gehört zu einer belächelten Minderheit. Dass da einer sei, der die Finsternis orchestriert und gegen das Gute kämpft, gilt als veraltete Weltsicht. Wir wähnen uns in einem Zoo, wo der Böse unter Kontrolle und der Friede nur eine Frage des guten Willen ist. Dass dem nicht so ist, zeigt die Realität. Der Teufel ist nicht harmlos.
Von der Existenz des Teufels geht auch Paulus aus. Er kennt die Glasscheibe, die uns vor den Angriffen des Bösen schützt. Im zweiten Thessalonicherbrief (2.8) beschreibt er wie Jesus Christus den Feind Gottes mit einem Hauch aus seinem Mund vernichtet. Der sicherste Platz ist ganz nahe hinter Jesus. An dieser Stelle lässt sich dann auch locker ein Lied singen – wie zum Beispiel Luthers „Ein feste Burg“, dort steht in der dritten Strophe: „Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau’r er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht’: ein Wörtlein kann ihn fällen.“
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Bild: Kristin De More