Die grösste Blume der Welt heisst „Titanwurz“. In freier Natur kommt sie nur in Sumatra vor, aber man kann sie weltweit in verschiedenen botanischen Gärten beobachten. Zur Zeit steht solch ein Wurz im botanischen Garten in Leiden kurz vor der Blüte. Wahrscheinlich wird er nicht so gross, wie das Exemplar in Stuttgart, das 2005 eine Höhe von 2.94m und einen Umfang von 1.5m erreichte.
Was das Blühen dieser aussergewöhnlichen Blume besonders macht, ist die Tatsache, dass das Ereignis nur alle 3 bis 8 Jahre stattfindet und meistens nicht mehr als 24 Stunden dauert. Die besondere Blume macht sich also rar. Lässt mehrere Jahre auf sich warten und nach einem Tag ist der Zauber vorbei. Übrig bleibt ein verwelkter Klüngel.
Diese Blume hat mich zum Nachdenken angeregt. Einerseits ist sie ein Zeugnis des Einfallsreichtums des Schöpfers. Es ist kaum zu fassen, was für eine Vielfalt und Kreativität Gott in die Pflanzenwelt hineinlegt. Andererseits ist mir diese Blume zur Warnung geworden. Eine Mahnung dafür, dass Grösse ihren Preis hat. Die grösste Blume zu sein, und dazu noch lange und regelmässig zu blühen, geht offenbar nicht zusammen.
Wie oft lasse ich mich von Grösse blenden. Schaue zu Menschen auf, die mir gross und wichtig erscheinen. Ich stelle mir vor, was das für ein Leben wäre, wenn ich selber berühmt und einflussreich wäre. Und dabei vergesse ich, dass auch menschliche Grösse ihren Preis hat. Und dass auch ein Leben im Rampenlicht seine Schattenseiten hat. Und dass es vielleicht besser wäre, wenn ich mich nicht dauernd mit anderen vergleichen würde. Und wer sagt schon, dass ein Titanenwurz im botanischen Garten wertvoller ist, als die gewöhnlichen Gänseblümchen, die sich die Kinder mit viel Freude in die Haare flechten.
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Zum Thema:
„Versucht nicht immer wieder gross herauszukommen, sondern seid euch auch für geringe Dinge nicht zu schade.“
Römer 12.15