In Apostelgeschichte 9.36 wird Tabita vorgestellt. Sie ist eine Jüngerin von Jesus, bekannt für ihre guten Werke und ihre Grosszügigkeit. Lukas nennt einen zweiten Namen dieser Frau: Dorkas. Im weiteren Textverlauf wird Tabita mit beiden Namen angesprochen. Warum das? Was steckt da dahinter?
Der Bibeltext gibt keine klare Antwort auf diese Frage. Ich habe aber eine Vermutung, die in meinen Augen gut in den Text hineinpasst und stimmig ist. Falls du eine andere Erklärung hast, lass es mich in den Kommentaren wissen!
Also nun der Reihe nach. Im Steckbrief von Tabita (Vers 36) wird der zweite Name Dorkas als Übersetzung des aramäischen angegeben. Zwei Namen, beide bedeuten Gazelle. „Warum so kompliziert?“, könnte man denken. Warum gibt der Autor Lukas diese etwas umständliche Erklärung? Für seine Erzählabsicht hätte ja ein Name völlig ausgereicht. Dann die Tatsache, dass in Vers 39 die bedürftigen Witwen von Joppe den Namen Dorkas benutzen. Etliche Bibelübersetzungen haben hier den Text geglättet und schreiben Tabita. Einen Vers später spricht Petrus die Frau an. Er benutzt wieder den Namen Tabita.
Jetzt meine Erklärung dieser eigenartigen Wendungen im Text: Tabita ist aramäisch. So wurde sie innerhalb der Gemeinschaft der Jesus Nachfolger genannt. Darum braucht Petrus „Tabita“. Dorkas ist die Übersetzung des Namens in die griechische Umgangssprache. So haben die gewöhnlichen Leute in der Stadt gesprochen. Darum brauchen die Witwen „Dorkas“. Offenbar hat Tabita mit ihrer Wohltätigkeit die kulturellen Grenzen der damaligen Zeit gesprengt. Sie nähte nicht nur für die bedürftigen Gemeindeglieder Kleider. Nein, sie kümmerte sich auch um die, die draussen standen.
Für die Witwen der Stadt war der Name Tabita wohl zu fremd oder umständlich. Mit dem neuen „Spitz“-Namen in ihrer Umgangssprache drücken sie auch eine gewisse Nähe und Liebe zu dieser Frau aus. Wenn man einen besonderen Namen erhält ist das doch auch eine Auszeichnung!
Tabita -Dorkas ist das Beispiel einer Frau, die in zwei Kulturen daheim war. Im Auftrag von Jesus überschritt sie die gesellschaftlichen Barrieren und ging auf Menschen zu, die anders sind.
Dieses Phänomen gibt es ja auch Heute. Hier drei Beispiele von Leuten, die ich kenne, die in einem anderen kulturellen Umfeld Gottes Liebe weitergeben. Auch sie haben einen Namenswechsel durchgemacht:
„Burkhardt“ wird zu „Bukubuku“
„Stefan“ wird zu „Cel Mare“
„Jörg“ wurde zu „Federico“
Kennst du weitere Beispiele? Dann schreib sie doch in den Kommentaren hin! Merci!
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Hanni – Aamba
In Kongo erhielt ich in der Kirche den Namen Aamba. Viele Einheimische kennen meinen ersten Namen, Hanni, nicht. Ich empfand das immer als ein besonderes Zeichen der Dazugehörigkeit. Der Name wurde mir als Erinnerung an eine bereits verstorbene Aamba gegeben, welche den gleichen Beruf hatte wie ich, nämlich Hebamme, und vor langer Zeit im gleichen Buschspital gearbeitet hatte. Für mich eine Ehre!
Danke Hanni – Aamba für dein Mitteilen. Du beschreibst genau das Phänomen, das wahrscheinlich auch Tabita erlebte: Der zweite Name als besonderes Zeichen der Dazugehörigkeit.
Am Wochenende habe ich mündlich noch folgende Beispiele für Namenswechsel in der anderen Kultur erhalten:
Ueli – Wally
Herbert – Eriberto
Und hier die Sammlung von Beispielen, die ich über eine Facebook-Umfrage erhalten habe:
Sarah – Esther
Esther – Hadassa
Gladys – Ay We De
Joel – Koakou
Marianne – Adjoua
Cornelia – Gnon Batoure
Elaine – Lena
Markus – Jiju
Katharina – Didi
Ruth – Aminata Traoré
Ich selber werde von vielen Jugendfreunden mit meinem Pfadfindernamen angesprochen: Kongo – erst viel später mit 26 Jahren wurde aus diesem Namen eine Berufung: ich lebte und arbeitete mit einer afrikanischen Kirche im … Kongo!
Im Kongo hatte ich dann 2 Namen: Monsieur Marc ( weil Flückiger nicht aussprechbar ist) und dann als wir unser erstes Kind hatten, hiess ich „S’andi Joel“ was übersetzt heisst: Vater von Lea! Markus/Marc/Marco/Kongo …
Merci Markus für deinen Einblick! Liebe Grüsse!
Da der Name ‚Ernest‘ in meiner Gegend von PNG unaussprechlich war wurde er zu ‚Hanes‘ umgemünzt… Nach der Geburt meines ersten Kindes wurde auch ich ‚Papa bilong Esta‘ (Vater von Esther) genannt
Merci Ernest für dein Beispiel!