Schöpfer der Wale

In meinem letzen Beitrag über die Penis- und Keimzellengrösse der Blauwale habe ich davon geschrieben, dass jedes neue Entstehen eines Lebewesens immer wieder ein Schöpfungswunder ist. Gott ist laufend neu am Erschaffen. Dieses Konzept des engagierten Non-Stop-Schöpfers finden wir zum Beispiel in Psalm 104. Theologen verschiedener Jahrhunderte beschrieben es unter dem Begriff der Creatio Continua.

Das Konzept ist uns vertraut, wenn wir ein Neugeborenes sehen. Obwohl wir ganz viel Fachwissen über Sex, Zeugung, Embryonalentwicklung und Geburt haben kommen doch die meisten Menschen ins Staunen über so ein kleines Geschöpf. Auf den Geburtskarten drücken Eltern Gefühle aus wie Dankbarkeit, Überraschung, Staunen und dem Empfinden dass da ein besonderes Wunder passiert ist. Das Wissen über die Entstehung schliesst das Wunder nicht aus. Für mich hatte es sogar den gegenteiligen Effekt. Je mehr ich mich mit der Entwicklung unserer Kinder im Mutterleib beschäftigte, desto grösser wurde mein Erstaunen über die unglaublich präzisen Abläufe, die dazu nötig sind. Für mich machte das bessere Wissen das Wunder nur noch grösser!

Zurück zu den Walen. In den letzten Jahrzehnten wurde eine Unmenge von Skeletten von heute ausgestorbenen Walen entdeckt. Wichtig zu wissen, dass die ungefähr 8.7 Millionen Tierarten, die wir heute kennen, nur gerade 1% der gesamten Schöpfung ausmachen. 99% aller Kreaturen sind längst ausgestorben. Darunter eine ganze Menge von Walen. Manche von ihnen mit kleinen Hinterbeinen, manche mit grösseren und manche mit so grossen, dass sie problemlos auch an Land herumspazieren konnten.

Diese Fülle von historischen Walen hat mich beeindruckt – jedes Individuum ein Wunderwerk. Das Wissen um diese Vielfalt hat mein Bild von Gott erweitert – noch kreativer und überschwänglich vielfältig ist seiner Hände Werk. Mag sein, dass sich in den Walskeletten auch Schöpfungsgeschichte wiederspiegelt. Der biblische Schöpfungbericht zu Beginn des ersten Mosebuches enthält ja auch Entwicklungsprinzipien: Dass aus dem Chaos Ordnung wird, dass da zuerst was im Wasser zappelt und dann an Land und dass die Schöpfung in einem Dialog mit dem Schöpfer steht. Ja richtig, da ist die Feste, die scheidet, die Erde, die aufgehen und hervorbringen lässt, die Gestirne, die regieren und zuletzt die Menschen, die ebenfalls den Auftrag zur Mitgestaltung der Schöpfung erhalten. Diese erweiterte Vorstellung von Gottes Schöpferhandeln lässt mich nun auch als bibeltreuer Christ entspannter und respektvoll an die Resultate der Forscherteams im Zusammenhang mit Erdgeschichte und Evolution herangehen. Ich erlebe hier den gleichen Effekt wie ich oben beim Beobachten der kindlichen Entwicklung geschrieben habe. Das bessere Wissen übers Leben macht das Wunder eigentlich nur noch grösser. Gott hatte nicht nur knapp ein paar Ideen für die heute lebenden Wale, nein was wir heute beobachten können ist nur ein Prozent der ganzen Vielfalt und Fülle!

In diesem Licht hat der Psalm 104 für mich an Bedeutung gewonnen. Zum Beispiel Vers 24-26: O HERR, welch unermessliche Vielfalt zeigen deine Werke! Sie alle sind Zeugen deiner Weisheit, die ganze Erde ist voll von deinen Geschöpfen. Da ist das Meer – so unendlich groß und weit, unzählbar sind die Tiere darin, große wie kleine. Schiffe ziehen dort vorüber und auch die Seeungeheuer, die du geschaffen hast, um mit ihnen zu spielen. (HFA)

Ich stelle mir nun Gott vor, wie er mit den Walen aller Zeiten gespielt hat und auch heute noch seine helle Freude an ihnen hat. Wie er detailverliebt jeden einzelnen werden lässt, ihn nährt und auch wieder vergehen lässt. Diese Vorstellung von einem engagierten Schöpfer ist mir in der letzten Zeit ganz wertvoll geworden und hat mich noch tiefer in die Liebe und die Anbetung zu ihm geführt.
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Bild: Wikimedia.commons: Dorudon atrox and Maiacetus inuus von: Gingerich PD, ul-Haq M,von Koenigswald W, Sanders WJ, Smith BH, et al

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