Für eine Predigt bearbeite ich im Moment das Buch Hesekiel. Die Botschaft des Hesekiel teilt sich in eine Gerichtsbotschaft an die vermeintlich Frommen und in eine Heilsbotschaft für die Hoffnungslosen. Die vermeintlich Frommen leben noch in Jerusalem und halten sich für rechtgläubig und gerecht obwohl sie das im Herzen ganz und gar nicht sind. Die Hoffnungslosen sind die Verschleppten in Babylon, die all ihrer Rechte und Sicherheiten beraubt sind, aber sich von Herzen nach Gemeinschaft mit Gott sehnen.
Ich fragte mich, wie Jesus mit der Botschaft des Hesekiel umging. Darum zuerst die folgende Liste von Jesusworten mit einem Bezug zu Hesekiel:
Matthäus 23.32 – Hes 21.31: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden*
Matt 24.5 – Hes 13.6: Falsche Propheten*
Matt 7.27 – Hes 13.7: Sturm als Gericht für den der hört, aber nicht tut*
Matt 13.32 – Hes 17.23: Vögel werden in den Zweigen wohnen
Matt 16.24 – Hes 18.30: Jeder wird nach seinen Taten gerichtet*
Matt 25.33 – Hes 20.38: Gericht und Trennung*
Matt 11.21 – Hes 28: Drohreden gegen Tyrus und Sidon*
Matt 9.12 – Hes 34.16: Das Verlorene will ich suchen
Matt, 27.52 – Hes 37.12: Das Tote soll lebendig werden
Markus 8.18 – Hes 12.3: Hat Ohren und hört doch nicht*
Johannes 3.5. – Hes 36.1: Wiedergeburt
Joh. 7.38 – Hes 47: Ströme lebendigen Wassers
Joh 10.11, Luk 15.4, Mat 9.36 – Hes 34.11 : Ich bin der gute Hirte
Joh 3.29 – Hes 8.12: Werke in der Finsternis*
Lukas 19.43 – Hes 4.2 Belagerungswall gegen Jerusalem*
Luk 15.10 – Hes 18.23: Gott freut sich, wenn Ungerechte umkehren
Luk 1.52 – Hes 21.31: Das Hohe wird erniedrigt werden*
Luk 11.2 – Hes 36.23: Gottes Namen soll unter den Nationen geheiligt werden
Ich stelle fest: Wenn Jesus gegen die frommen Heuchler wettert, zitiert er aus der Gerichtsbotschaft des Hesekiel (In der Liste markiert mit einem *). Wenn aber Jesus mit Menschen spricht, die ihm ihr Herz öffnen und ihre eigene Unzulänglichkeit erkennen, dann bedient er sich bei der Heilsbotschaft des Hesekiel. Also aufgepasst, wer eine geistliche Fassade pflegt und dahinter Hochmut und Egoismus versteckt, muss sich harte Gerichtsworte anhören. Wer hingegen im Leben gescheitert, hoffnungslos und unzureichend ist, aber mit einem aufrichtigen Herzen Gott sucht, dem gilt die Heilsbotschaft.
Liebe Leute, das gilt auch noch heute. Wie schnell erstarrt der eigene Glaube zur Formsache und man bildet sich ein etwas Besseres zu sein, als der Mensch bei dem sich manch eine Baustelle im Leben offen zeigt. Wie oft gehen wir gläubige Christen mit „denen draussen“ so viel härter ins Gericht als mit „unsereiner“. Wie oft pflegen wir eine Kultur wo sich Menschen ihrer Schwächen und Unzulänglichkeiten schämen. Wir predigen Gericht der Welt und Heil den Frommen – dabei braucht es doch das Gegenteil: Ernste Worte an die Frommen, dass sie endlich ihre Berufung ernst nehmen und das Heil in die Welt bringen.