Müsste auf dem Bild nicht noch eine Person mehr zu sehen sein? Hat nicht Petrus kurz vorher das grosse Wort geführt, als er Jesus voller Leidenschaft versprach: „Ich bin jederzeit bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen und sogar für dich zu sterben.“ (Lukas 22.33) Wo ist er nun, dieser Petrus, der nicht von Jesus‘ Seite weichen wollte? Die Antwort steht im Vers 45 des gleichen Kapitels: „Als Jesus dann zu seinen Jüngern zurückkehrte, schliefen sie, erschöpft von ihren Sorgen und ihrer Trauer.“ Da haben wir den mutigen Petrus. Während Jesus in Gethsemane seine schwerste Stunde durchmacht, ist dieser am Schlafen. Gar nicht weit weg, vielleicht liegt er hinter dem Baum, den wir auf dem Bild sehen? Was für ein Held ist Petrus, der seinen besten Freund im Stich lässt, wenn er ihn am meisten braucht? Und es kommt noch dicker. Im Anschluss an die Szene, die wir im Bild sehen, wird Jesus gefangen genommen und abgeführt. Petrus hat den Mut auf sicherer Distanz zu folgen. Als er von Umstehenden darauf angesprochen wird, ob er nicht auch ein Freund von Jesus sei, bestreitet er vehement überhaupt Jesus zu kennen. Es ist im zu Gute zu halten, dass er wenigstens im Ansatz Mut bewiesen hat. Und wer viel wagt, verliert viel. Über das Versagen von Petrus wissen bis heute alle Bescheid. Die Gockel auf den Kirchtürmen erinnern uns täglich daran. Aber wer spricht von Thaddäus oder Bartholomäus, die auch Jünger Jesu waren und in der heissen Situation nicht mal zur Stelle waren? Petrus hat die Nase am weitesten vorgewagt und so vor aller Augen versagt. Aber aufgepasst – Petrus war nicht der Praktikant im Jüngerkreis, im Gegenteil, er war der Musterschüler. Es ist der beste Mann, der hier so kolossal scheitert. Wenn es nicht einmal der Beste schafft, wie mies muss es dann um den Rest der Jünger Jesu stehen? Oder will jemand behaupten, er hätte es besser als Petrus gemacht?
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