„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,“ mit diesen Worten macht David, der Autor des 23. Psalmes, eines klar: Wir leben nicht im Disneyland!
Manchmal wünsche ich mir eine Welt, die wie ein Freizeitpark aufgebaut ist. Alle sind happy, man kann auf lustigen Achterbahnen fahren und alle paar Meter begenen einem freundlich winkende Riesenmäuse. Leider ist unsere Welt kein Freizeitpark. Menschen sind nicht immer glücklich, auf Achterbahnen wird auch geko… und unter einer Maske kann sich ein übler Gangster verstecken.
Diese Erkenntis ist entscheidend für meinen Umgang mit Leid in meinem Leben. Wenn ich davon ausgehe, dass ich in einer leidfreien Welt lebe, dann werde ich meine Not verstecken, überspielen oder verdrängen. Wenn ich aber davon ausgehe, dass die dunklen Täler auch zu meinem Leben gehören, dann kann ich positiv mit dem Leid umgehen. Ich kann dazu stehen, darüber klagen und mit anderen zusammen weinen.
Die natürliche Reaktion auf dunkle Täler im Leben heisst: „Raus hier!“ Von diesem Instinkt getrieben unternehmen wir alles, um den Schmerz und das Leid nicht aushalten zu müssen. Irgendwo muss sie doch sein, diese Pille, die ich nur zu schlucken brauche, damit alles wieder gut wird.
Die Worte aus Psalm 23 sind keine billige Pille, die uns schnell aus einem emotionalen Tief herausholen. Sonst müsste da stehen: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du holst mich da schon schnell wieder raus.“
Doch davon steht nichts. David schreibt: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,“
Das Versprechen ist nicht eine schnelle Problemlösung, sondern die Tatsache, dass auch in deinen dunkelsten Stunden jemand da ist, der dich nicht verlässt.
Ich finde das im Herbstgedicht von Rainer Maria Rilke gut ausgedrückt: „Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“
Der Textabschnitt „dein Stecken und Stab trösten mich“ aus Psalm 23 war für mich lange Zeit ein Rätsel. Was kann ein Stecken trösten? Ich stellte mir vor, dass Hirten ihre Stäbe benutzen, um Schafe anzutreiben und wenn nötig zu schlagen. Was soll daran tröstlich sein?
Bis ich Silvia begegnete. Sie kam aus ihren Ferien in Griechenland zurück und berichtete von einem Besuch bei einem Hirten. Fasziniert erzählte sie, wozu er den Hirtenstab benutzte. Der Hirte schlägt in regelmässigen Abständen mit dem Stab auf den Boden. Die Schafe hören das Geräusch und bringen es mit der Gegenwart des Hirten in Verbindung. In der Nacht, oder bei Nebel schlägt nun der Hirte weiter mit dem Stab auf den Boden. Dieses Geräusch beruhigt die Schafe und bewahrt sie davor, in Angst davonzulaufen und sich zu verirren. Solange sie Klopfzeichen hören, wissen sie, dass der Hirte noch in der Nähe ist.
Was sind die Klopfzeichen Gottes in deinem Leben?
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Bild: Joachim S. Müller
Der Herzschlag jener Menschen die mir nahe stehen und denen ich einen Trohn in meinem Herzen geschaffen habe.
Der Takt jener Musik, die mir Trost zu verschaffen mag, da sie mit Herz und Seele geboren wurde.
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alle diese kleinen, herzigen, süssen, frühgeborenen und manchesmal sehr krank geborenen Babies, die in meine Pflege gestellt werden, die mir oft mit einem Lächeln danke sagen und aus deren Augen der Himmel leucht