15.10.2006: Heute habe ich eine neue Predigtserie zum Thema „Getragen von Gottes Segen“ angefangen. In dieser Kategorie „Segen“ veröffentliche ich Ausschnitte daraus. Wesentliche Gedanken zu dieser Serie habe ich dem Buch von Gordon MacDonald „Getragen vom Segen Gottes“ entnommen (ISBN 3-417-20639-1). Hier werde ich aber nicht das Buch zitieren, sondern meine Gedanken, die dazu entstanden sind.
Segen zuerst!
Weisst du noch, was Gott zu Adam und Eva im Paradies gesagt hat? Irgendetwas von fruchtbar sein, die Erde bevölkern und aufpassen wegen den zwei Bäumen, oder?
Ja richtig, aber bevor Gott über Aufträge und Gebote sprach, machte er etwas ganz wesentliches. Wir lesen das in 1. Mose 1.27: „So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. Er segnete sie und sprach: …“
Bevor Gott spricht, segnet er. Es ist das erste, das Gott tut. Segen ist wichtiger als alles andere.
Gottes Segen
„Ich wünsche dir Gottes Segen!“ Wie oft wird dieser Satz als leere Floskel ausgesprochen. Als unbedeutendes Anhängsel zum Tschüss sagen.
Oder wie oft verstehe ich unter Gottes Segen, dass mein Leben gut läuft, dass ich gesund, wohlhabend und fröhlich bin?
Oder wie oft verstehe ich Segen als eine mechanische Handlung. Irgend ein vorgegebenes Sprüchlein murmeln, dann wirkts schon.
Wie oft lebe ich an dem vorbei, was Gott mit seinem Segen meint.
Aber, was meint er überhaupt. Was ist Gottes Segen?
Was ist Segen?
Als erstes ist wichtig, dass Gottes Segen selten an sichtbare Dinge geknüpft ist. Wenn wir unsere Leben anschauen und fragen, ob sie gesegnet sind, dann gibt es sicher zuerst einige sichtbare Dinge die zu Gottes Segen gehören: Gesundheit, Kraft, Freude, Erfolg, materielle Güter. Aber ich glaube, dass sie nur Früchte des Segens Gottes sind. Das Geheimnis eines gesegneten Lebens ist, dass es aus der Tiefe gelebt wird. Aus dem tief in uns verborgenen Kern unseres Wesens, der für andere unsichtbar ist.
Auf die Frage, was denn eigentlich „tief drin“ bedeutet, bin ich auf das Schichtenmodell von Beziehungen von einem mir unbekannten Verfasser gestossen:
1. Organisation (Wer? Wo? Was? Wann?)
2. Formelle Rollenverteilung (Wer leitet? Wer bringt was zu Essen? Wer macht welche Arbeit?)
3. Informelle Rollenverteilung (Verhaltensmuster? Wer ist Aussenseiter? Wessen Wort gilt viel? Wer will sich gegen wen durchsetzen?)
4. Werte, Normen, Einstellungen (Erfahrungen, Glauben, Tabus, Sympathie, Ziele, Überzeugungen)
5. Persönlichkeit (Nähe-Distanz, Charakter, Muster, Prägungen)
Ich finde es spannend, mir zu überlegen, in welchen Beziehung ich welche Schicht erreiche. Wie ist es in meiner Beziehung zu Gott. Gott möchte mich in allen Schichten Segnen. Lasse ich das zu?
Auch ein Bibeltext hat verschiedene Schichten. Nehmen wir als Beispiel Psalm 37.5: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.“
In der ersten Schicht, stelle ich mir Fragen wie: Wer hat das geschrieben? Was für ein Mensch war der Verfasser? In welcher Zeit und Umwelt lebte er? Was ist die Geschichte des Textes? In unserem Beispiel wäre der Verfasser der König David in Israel um das Jahr 1000 v. Chr. Sein Text wurde in die Sammlung der biblischen Bücher aufgenommen und seither von Millionen gelesen.
In einer zweiten Schicht kann ich mich fragen, was der Verfasser eigentlich sagen wollte. In diesem Beispiel heisst das, dass David ermutigen will, auf Gott zu vertrauen. Wer auf Gott vertraut, braucht keine Angst zu haben.
In der nächsten Schicht frage ich, ob der Text mir persönlich etwas zu sagen hat. Hier würde das bedeuten, dass auch ich in meinem Alltag auf Gottes Hilfe vertrauen kann.
Nun geht es aber noch tiefer. Wenn ich mich zum Beispiel frage, wieviel von diesem Text in meinem Leben Realität ist. Bin ich ein zuversichtlicher Mensch? Habe ich Hoffnung? Fühle ich mich zu innerst gehalten?
Zu unterst im Schichtenmodell sind meine Muster und Prägungen. Es ist möglich, dass Eltern ihrem Kind das Gefühl vermitteln, dass es sowieso nichts richtig machen kann. Dass alles, was es anpackt sowieso schief geht. Segen würde hier bedeuten, dass in dieser tiefen Schicht Heilung passiert. Dass das negative Wort der Eltern nicht das letzte bleibt. Sondern dass Gott sein Wort der Hoffnung tief in meinem Herzen wachsen lässt.
Störende Momente
Autobahnen sind praktisch und führen schnell zum Ziel. Wenn ich aber auf Landstrassen fahre, dann erlebe ich mehr. Ich muss einen Traktor überholen, halte an, um die Aussicht zu geniessen, muss einer Katze ausweichen und kann in einer Bäckerei ein „Schoggigipfeli“ kaufen.
Wenns um mein Leben geht, möchte ich keine Autobahn. Ich will herausgefordert werden, Probleme bewältigen und irrsinnig schöne Momente geniessen. Es gehört zu Gottes Segen, dass er uns immer wieder vom geraden Weg abbringt und uns zwischendurch auch Hindernisse in den Weg legt. Störende Momente, die uns ins Nachdenken, Staunen, Zweifeln, Lachen und Weinen bringen.
Wer bist du, wenns dunkel wird?
Im Buch und Film „Mein Name ist Eugen“ reist die Pfadfindergruppe mit Eugen und seinen Freunden über den Gotthard ins Tessin. Bei Wassen will der Gruppenleiter die Physik der Kehrtunnels der Eisenbahn erklären. Zu diesem Zweck bindet er eine 40-Liter Sirupflasche an einer Schnur an die Decke des Zugswaggons, damit sie wie ein Pendel frei schwingen kann. Ziel des Experiments ist, die Fliehkraft in den Kehrtunnels sichtbar zu machen. Doch im Tunnel ist es finster. Einer der Gruppe nutzt den Schutz der Dunkelheit um das Sirupflaschenpendel von Hand in volle Schwingung zu bringen. Die Flasche stösst an eine Wand, zerbricht, und als es wieder hell wird, ist das ganze Abteil voller klebrigem Sirup.
Die Dunkelheit offenbart, wer wir wirklich sind. Was würdest du Heute tun, wenn du ganz sicher wärst, dass es keine Konsequenzen hätte? Würdest du an die Sirupflasche kicken?
Ich habe einmal von folgendem Gedankenspiel gehört:
Da ist ein Knopf. Jeder Mensch darf einmal in seinem Leben diesen Knopf bedienen. Mit dem Drücken wird das Leben eines anderen Menschen nach Wahl in dieser Sekunde ausgelöscht. Dieses Töten auf Knopfdruck hat keine Konsequenzen. Niemand erfährt davon, es gibt keine Strafverfolgung, nicht einmal das schlechte Gewissen müsste man anschliessend ertragen. Das Opfer hätte keine Schmerzen und niemand müsste die Leiche beerdigen.
Hättest du diesen Knopf schon benutzt?
Was ist da wirklich in meinem Herzen? Ein edler Held zur Rettung der Unterdrückten? Oder eine egoistische miese Ratte? Oder etwas von beidem?
Der Prophet Jeremia sagt dazu: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen“ (Jeremia 17.9)
Im Römerbrief steht in Kapitel 3.10-18 eine Auflistung von Zitaten aus dem Alten Testament. Sie sind aufgeschrieben für Menschen, die gerne stolz auf andere herunterschauen. Also genau für dich und mich:
„Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner ist klug, keiner fragt nach Gott. Alle sind vom richtigen Weg abgewichen, keinen Einzigen kann Gott noch gebrauchen. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger. Ihr Rachen ist ein offenes Grab. Ihre Zunge brauchen sie, um zu betrügen. Schlangengift verbirgt sich unter ihren Lippen. Ihr Mund ist voller Flüche und gehässiger Worte. Nichts hemmt ihre Schritte, wenn es gilt, Blut zu vergiessen. Verwüstung und Elend lassen sie auf ihren Wegen zurück, und vom Weg, der zum Frieden führt, wollen sie nichts wissen. Sich Gott in Ehrfurcht zu unterstellen, käme ihnen nie in den Sinn.“
Noch Fragen?
Neue Kleider
Jesus erzählte die Geschichte von einem Sohn, der sein Erbe verprasst und am Schluss verarmt, verloren und dreckig endet. Doch das ist nur die halbe Geschichte. Der Sohn kehrt zurück zum Vater. Dieser umarmt ihn und befiehlt seinen Knechten: „Beeilt euch! Holt den schönsten Anzug, den wir im Hause haben und gebt ihn meinem Sohn.“ Lukas 15.22
Mit dem Vater beschreibt Jesus Gott. Mit dem Sohn uns Menschen. Egal wie dreckig du dich fühlst, egal wie unpassend oder zerrissen deine Kleider sind: Gott hat neue Kleider für dich bereit!
Das Geschenk
In der Schule habe ich folgendes gelernt: Wenn ich meine Französischwörtli auswendig lerne, gibt es eine gute Bewertung. Kann ich sie nicht, falle ich durch. Ich bekomme, was ich mir erarbeitet habe.
Im Leben ist es anders. Die Bibel sagt im Römerbrief 3.24: „Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.“
Beschenkt oder verarmt?
Die Frage, die ich in dieser Kategorie zu beantworten versuche, ist diese:
Was ist Segen?
Die erste Antwort darauf ist: Gesegnet sein heisst, ein Geschenk erhalten zu haben.
Wie fühlst du dich heute? Beschenkt oder verarmt?
Wie fühlst du dich, wenn du auf dein Leben zurück schaust? Beschenkt oder verarmt?
Wie du arm wirst
Wähle den Beruf, bei dem du am meisten Geld verdienen kannst. Arbeite nur, wenn du gut dafür bezahlt wirst. Setze alles daran, deinen Reichtum zu vermehren. Hänge dein Herz an dein Geld.
Dann wird es dir gehen wie dem reichen Kornbauer von dem Jesus erzählte. Er liess sein Leben von seiner Habgier beherrschen und hörte in seiner letzten Nacht Gottes Stimme, die zu ihm sagte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wirst du sterben. Was bleibt dir dann von deinem Reichtum?“ Lukas 12.20
Rede nette Worte. Verhalte dich anständig und sei lieb zu allen Menschen. Vermeide dabei aber echte Emotionen. Spende hier und dort, aber lass nicht zu, von echtem Mitgefühl ergriffen zu werden. Wahre den schönen Schein und verstecke dein Herz hinter einer Mauer aus Eis.
Dann wird es dir gehen, wie den frommen Besserwissern, zu denen Jesus sagte: „Ihr Heuchler! Ihr seid wie weissgetünchte Gräber: Von aussen sehen sie schön aus, innen aber sind sie voll von Totengebeinen und Unreinheit aller Art.“ (Matthäus 23.27)
Gehe davon aus, dass du immer Recht hast. Baue dein Ego auf dem Versagen anderer auf. Achte darauf, dass du in jeder Diskussion der moralische Sieger bist. Zerstöre das Selbstbewusstsein anderer und fühle dich stark dabei. Lache über andere und gebärde dich als Sieger.
Vielleicht ergeht es dir dann wie den Selbstherrlichen, zu denen Jesus sagt: „Wer aber einen von diesen gering Geachteten, die an mich glauben, zu Fall bringt, der käme noch gut weg, wenn man ihm einen Mühlstein um den Hals hängen und ihn damit in der Tiefe des Meeres versenken würde.“ Matthäus 18.6
Beschenke dich selbst
Steige herunter vom hohen Ross. Stehe zu deiner Unzulänglichkeit. Gib zu, dass du nicht alles weisst, dass du kein geistlicher Superman bist. Komm zu Gott mit leeren Händen. Erkenne, dass du ein Bettler bist.
Jesus sagt in Matthäus 5.3: „Glücklich zu preisen sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Werde reich!
Lasse dein Geld, Gold, Silber und deinen Fuhrpark vor deinem inneren Auge vorüberziehen. Überlege dir, wieviel davon du bei deinem Tod zurücklassen musst. Betrachte alle deine Güter als ein Geschenk Gottes. Schliesse mit deinem Herz einen Bund, dass du dein Lebensglück nie von vergänglichen Gütern erwartest. Nun überlege dir, wie du dein Geld investieren kannst, um unvergängliche Werte zu gewinnen.
Oder wie es die Bibel in 1. Timotheus 6.17ff sagt: „Den Reichen musst du unbedingt einschärfen, sich nichts auf ihren irdischen Besitz einzubilden oder sich auf so etwas unsicheres wie den Reichtum zu verlassen. Sie sollen vielmehr auf Gott hoffen, der uns mit allem reich beschenkt, damit wir es geniessen können. Sie sollen Gutes tun und gern von ihrem Reichtum abgeben, um anderen zu helfen. So werden sie wirklich reich sein und sich ein gutes Fundament für die Zukunft schaffen, um das wahre Leben zu gewinnen“
Werde stark
Wenn ich kräftige Muskeln will, muss ich im Fitnesszentrum trainieren.
Wohin gehe ich, wenn ich in meinem Inneren stark werden will? Wie kann ich innerlich trainieren und die Muskeln meiner Seele aufbauen?
Der Prophet Jesaja schreibt im Kapitel 30, Vers 15: „durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.“
Momente der Ruhe, wo ich durch keine Oberflächlichkeit abgelenkt werde, sind die geheime Tür zu innerer Kraft. Dort klärt sich die Frage, worauf ich in meinem Leben hoffe. Wenn du auf deinen eigene Kraft hoffst, wirst du in der Stille entdecken, wie kümmerlich da deine Reserven sind. Hoffst du hingegen auf Gottes Kraft, wird dir die Stille zu einer Quelle, die dich stark macht.