Gute Fragen sind besser als Antworten. Sie regen zum selberdenken an und öffnen Horizonte. In der Bibel gibt gibt es eine Menge guter Fragen. In dieser Kategorie stelle ich dir meine persönlichen TOP TEN vor.
Erster Rang:
„Was ist Wahrheit?“ Johannes 18.38
Gefragt vom römischen Statthalter Pilatus im Gespräch mit Jesus kurz vor dessen Verurteilung zum Tod. Mit dieser Frage endet das Gespräch. Pilatus gibt sich die Antwort selber mit seinen Taten. Um einen Aufruhr und weitere Schwierigkeiten zu verhindern, lässt er Jesus aus dem Weg räumen. Wahrheit ist für ihn der Weg des geringsten Widerstandes. Wahrheit ist das, was nicht stört und weiter friedlich dem Ruhestand entgegedämmern lässt.
Was für eine Antwort gibst du auf diese Frage? Was, wenn dich die Wahrheit etwas kostet? Wenn sie einen Umweg bedeutet? Wenn sie unbequem ist? Was, wenn die Wahrheit dein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde?
Die zweitbeste Frage aus der Bibel steht in 1. Mose 3.9:
„Wo bist du?“
Die Wucht dieser Frage ergibt sich aus dem Zusammenhang. Die Menschen haben sich soeben gegen Gott entschieden. Sie wollten ohne ihn leben und probten die Rebellion. Wie reagiert Gott darauf? Sendet er Feuer und Hagel? Nein. Er stellt nur dieses einfache Frage: „Wo bist du?“ Das heisst nicht, dass Gott nicht wüsste, wo die Menschen sind. Sondern er drückt damit aus, dass er auf der Suche nach ihnen ist. Wir können Gott davonlaufen, aber wir können ihn nicht davon abhalten, uns zu suchen.
Nummer drei:
Mose erhält von Gott einen wichtigen Auftrag. Er soll die Israeliten, die als Sklaven in Aegypten schuften, aus der Gewalt des Pharaos befreien und in ein freies Land führen. Die erste Frage, die Mose Gott stellt, ist:
„Ich soll zum Pharao gehen und die Israeliten aus Aegypten herausführen? Wer bin ich schon?“ 2. Mose 3.11
Mose war offensichtlich ungeeignet für diese Aufgabe. In Aegypten hatte er eine schlechten Ruf, er wurde unter anderem wegen Mordes gesucht. Doch Gottes Sicht war eine andere. Er sah nicht den davongelaufenen Mörder in Mose, sondern den mutigen Anführer. Entscheidend ist nicht das, was war und ist, sondern das, was noch daraus werden kann. Das Grosse an dieser Frage ist, dass Gott unfertige Menschen beruft – zum Beispiel so einen wie dich.
Nummer 4:
„Warum weinst du?“ Johannes 20.15
Jesus stellt diese Frage Maria von Magdala. Sie weinte um Jesus an seinem Grab. Die Tränen waren echt und der Schmerz gross. Mit dieser Frage kam die entscheidende Wende. Maria erkennt Jesus. Er ist auferstanden! Der Tod ist besiegt. Zum Weinen gibt es keinen Grund mehr.
Diese Frage bleibt der entscheidende Knackpunkt des christlichen Glaubens. Wenn Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist, gibt es Hoffnung an der Schwelle vom Diesseits zum Jenseits. Der biologische Tod ist nicht das Ende. Die Mitte der Nacht ist der Beginn des neuen Tages. Nach dem Tod kommt die Auferstehung. Oder mit den Worten von Jesus selbst ausgedrückt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14.19)
Nummer 5:
„Woher kommt denn das Gebrüll und Geblöke, dass ich höre?“ 1. Samuel 15.14
Der Witz dieser Frage ergibt sich aus dem Zusammenhang – biblische Sitcom also. Zuerst erhält der König Saul durch den Propheten Samuel den Auftrag, im Krieg keine Beute zu machen. Saul hält sich nicht daran. Als er zurückkommt brüllen und blöken geraubte Rinder und Schafe in seinem Gefolge. Als Saul Samuel kommen sieht, geht er ihm schnell entgegen und behauptet beflissen, dass alles in Ordnung sei. Samuel ist nicht dumm und mit seiner Frage entlarvt er die Heimlichtuerei des Königs: „Woher kommt denn das Gebrüll und Geblöke, dass ich höre?“
Nummer 6:
„Was soll ich für dich tun?“ Markus 10.51
Diese Frage stellt Jesus dem blinden Bartimäus auf einem Weg ausserhalb von Jericho. Auf den ersten Blick eine doofe Frage. Es war ja allen klar, was dieser blinde Mann wollte. Jesus war als Wunderheiler bekannt und Bartimäus schrie, als er Jesus vorübergehen hörte: „Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Was sollte der anderes wollen, als von Jesus geheilt zu werden?
Diese Frage zeigt, dass Jesus den Bartimäus ernst nimmt. Er will ihn nicht einfach möglichst schnell abfertigen. Ihm ist die Beziehung und der Wille des Blinden wichtig. Das Blindsein macht Bartimäus nicht einfach zum Opfer, über das verfügt wird. Nein, in den Augen von Jesus ist er ein selbstbestimmter Mensch, den man zuerst freundlich fragt, bevor man etwas mit ihm macht. Diese Charaktereigenschaft gehört zu Jesus. Er macht nicht einfach irgendetwas mit uns Menschen. Er will, dass wir selber wollen.
Nummer 7:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Matthäus 27.46
Mit dieser Frage stirbt Jesus. Seine Worte haben es in sich. Wie kann einer behaupten, Gott zu sein, und am Ende sagen, dass Gott ihn verlassen hat? Hat Gott sich selbst verlassen? Oder ist mit dieser Frage, das Maximum an Identifikation mit uns Menschen erreicht? Ist Jesus so weit Mensch geworden, dass er jetzt sogar unsere Gottverlassenheit mit uns teilt? Oder ist das Ganze ein Lehrstück des Vaters am Sohn? Lässt er ihn die Gottverlassenheit fühlen, damit er erkennt, was das bedeutet? Oder zitiert Jesus mit dieser Frage den Psalm 22? Will er mit diesem Psalmzitat auf die Wende anspielen? Dass nach dem Sterben die Auferstehung kommt, so wie es im Psalm 22 prophetisch beschrieben ist?
Ich finde diese Frage deswegen cool, weil sie weitere Fragen aufwirft, die in ihrer Tiefgründigkeit kaum zu überbieten sind. So haben es auch die Umstehenden der Kreuzigung erlebt. Jesus hinterliess seinen Freunden einen Strudel an Fragen. Die erste Anwort kam aber schon nach drei Tagen. Sie ist im Kapitel 28 des Matthäusevangeliums beschrieben.
Nummer 8:
Eigentlich keine gute Frage. Die Jünger von Jesus stellen sie, als sie einem blinden Mann begegnen: „Wer ist schuld daran, dass dieser Mann blind ist? Hat er selbst Schuld auf sich geladen oder seine Eltern?“ (Johannes 9.2) Dieses Denkschema der Jünger ist verführerisch einfach. Wann immer etwas nicht den eigenen Perfektionsansprüchen genügt, muss jemand schuld sein – aber sicher nicht ich! Ist die schuldige Person gefunden, lässt sich entspannt zurücklehnen. Die eigene Unfehlbarkeit ist bestätigt und um den Schuldigen braucht man sich nicht mehr zu kümmern – er hat es ja selbst vermasselt.
„Weder noch,…“ mit dieser Antwort durchbricht Jesus das Denkschema der Jünger. Am Blindsein ist niemand schuld. „Vielmehr soll an ihm die Macht Gottes sichtbar werden.“ Mit diesem Satz eröffnet Jesus einen völlig neuen Horizont. Es kommt nicht darauf an, was im Leben eines Menschen passiert ist und wo er jetzt im Moment steht. Es kommt darauf an, was durch die Macht Gottes aus dem Leben eines Menschen werden kann.
Nummer 9:
Eine für Johannes entscheidende Frage wurde an seinen Vater gerichtet: „Wie soll dein Sohn heissen?“ (Lukas 1.62)
Zacharias, der Vater von Johannes, konnte derzeit nicht reden und schrieb den Namen Johannes auf eine Tafel. Es hätte schlimmer kommen können. Die Auswahl an biblischen Namen hat grossen Unterhaltungswert. Hier einige meiner Lieblinge:
Acharchel (gut zum Gurgeln)
Achischachar (räuspernder Grossvater)
Ahitofel (Bruder vom Pantoffel)
Eliphal (wegen den grossen Ohren)
Kolhoses (der erste Kommunist)
Mattatta (Geräusch einer Harley)
Schaalabbin (Eigentlich Aladdin, aber eben….)
Trachonitis (Nein keine Krankheit, ein Römischer Regent)
Gog (der Vater des Google)