Weihnachten passiert jedes Jahr. Nicht immer mit Stern am Himmel, Schafhirten und Reisenden aus dem Osten. Aber doch ganz ähnlich. Bis Weihnachten veröffentliche ich hier eine Kurzserie von aktuellen Weihnachtsgeschichten.
Der Anfang macht Maria. Ich habe sie in einem Deutschkurs kennen gelernt. Sie kommt aus Kolumbien und heisst eigentlich nicht Maria. Aber weil sie hier ungern mit echtem Namen genannt werden will, habe ich ihr diese weihnächtliche Namensänderung verpasst. Maria hat eine Augenkrankheit. Die Ärzte reden von Retinitis Pigmentosa. Durch diese Krankhet verliert sie allmählich ihre Sehkraft. Bei Maria ist es im Moment soweit, dass sie sich tagsüber zwar noch mit Hilfen zurechtfinden kann, aber wenn es dunkel ist, sieht sie kaum mehr etwas. Für sie ist es unmöglich geworden abends alleine aus dem Haus zu gehen. Vor einiger Zeit wurde in einem Kino in Bern ein Spanischer Film gezeigt, den Maria unbedingt sehen wollte. Die Vorführungen waren nur abends, also suchte sie sich eine Freundin, die sie ins Kino begleitete. Niemand hatte Zeit. Maria wollte aber den Film so dringend sehen, dass sie sich alleine auf den Weg machte. Den Weg ins Kino fand sie leicht, denn zu dieser Zeit war es ja noch hell. Sie nahm im Kino platz und hoffte darauf, dass sie jemanden erkennt, der ihr nach dem Film helfen kann. Doch niemand war da. Maria traute sich nicht, einer unbekannten Person von ihrer Schwierigkeit zu erzählen. Sie betete zu Gott und bat um Hilfe. Doch auch nach der Vorführung blieb die Hilfe aus. Da war keine Person um Maria zu begleiten. So machte sie sich selber auf den Weg. Als sie aus dem Kinosaal kam, fiel ihr auf, dass die Treppe, die zum Kino führte, plötzlich hell beleuchtet war. Sie war überrascht und dachte, dass da wohl vorher ein Defekt bei der Beleuchtung war, der repariert wurde. Doch auch auf dem Weg zum Bahnhof fiel ihr auf, dass die Strassen ungewöhnlich hell erleuchtet waren. Sie nahm den Bus und stieg bei der Haltestelle Loryplatz aus. Sie musste über einen schlecht beleuchteten Fussweg nach Hause gehen. Doch an diesem Abend war es anders. Maria konnte den Weg hell und klar sehen. Es war ein Wunder! Maria begann zu weinen vor Freude. In dem Moment dachte sie, dass Gott ihre Augenkrankheit geheilt hatte. Sie ging sicher bis zu ihrem Haus. Als sie vor der Haustüre stand, war das Licht plötzlich wieder weg. Die Krankheit blieb. Aber sie hatte erlebt, wie Gott ihr mit einem Licht den Weg erleuchtete. Dieses Licht war zwar nicht der Stern von Bethlehem – aber doch ganz nahe dran.